Nadine Von Gott Vergessene Kinder Das Erste M Dchen Vom Bahnhof Zoo Autobiografischer Roman
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ISBN: 9783957531681
Size: 14.19 MB
Format: PDF, ePub
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Renate Höhne ist im Oktober 2010 63 Jahre alt. Vor wenigen Wochen hat sie mit ihrem acht Jahre jüngeren Mann Detlef Silberhochzeit gefeiert, sie haben ein komfortables Leben und Renate liebt ihren Mann, der sie auf Händen trägt, von Herzen. Seit einer Afrika-Reise vor 30 Jahren ist Detlef HIV-positiv, das ist der einzige Wermutstropfen in ihrem Glück. Doch dann bricht Renates heile Welt innerhalb von Sekunden zusammen.Während ihr Mann an einem Samstag Vormittag die Einkäufe erledigt, stürmen plötzlich Polizeibeamte in die Wohnung. Es stellt sich heraus: Detlef ist ein seit einiger Zeit gesuchter Doppelmörder, der innerhalb weniger Wochen kaltblütig zwei Männer regelrecht hingerichtet hat. Doch das ist noch nicht alles. Während der Polizeiverhöre erfährt Renate weitere schockierende Details über ihren Mann, von denen sie nicht die leiseste Ahnung hatte - 20 Jahre lang. Doch sie gibt nicht auf, stellt sich der Realität und beginnt ein neues Leben. Ohne Geld, ohne Freunde, ohne Familie, aber in der Gewissheit, dass es nie zu spät ist für einen Neuanfang ist.
«Beim Gedanken an die Todesstrafe wird der Atem flacher, und der Puls steigt. Die Mischung aus Risikolust, Beklemmung und Erwartung erregt. Mein Körper pumpt wuchtige Adrenalinschübe in jede Zelle, die Nerven sind fast zum Zerbersten gespannt, mein Herz kreist stoßend wie eine Schiffsschraube. Hunde jaulen und heulen in der tropischen Nacht, ein seidiger Luftzug, der etwas von weichem Leder hat, streift meine Gesichtshaut, auf der der Schweiß perlt. Rumpeln, Quietschen, Widerhall – nur wir sind auf der Straße. Sämtliche Häuser sind geschlossen, die Rollos sind zu, die Läden und Geschäfte verrammelt. Wir fahren durch die Chulia Street, biegen ab in die Gasse, in der tagsüber heruntergekommene Südinder und Malayen mit allem dealen, was illegal ist, und verlieren uns im Labyrinth der engen Gassen. Vor einer steilen Leiter hält unser Fahrer an. Mein Herz klopft bis zum Hals. Ein Blick nach links, ein angespanntes Blinzeln nach rechts – alles in Ordnung. Niemand ist uns gefolgt. Ich klettere, so schnell es geht, die schmale Stiege hoch. Es ist fast stockdunkel. Ich hole tief Luft und öffne mit einem Ruck die halbvermoderte Tür. Augenblicklich schlägt mit der typische, unverkennbare, die Sinne kitzelnde Duft entgegen, vergleichbar mit nichts anderem auf der Welt. Gierig bleibe ich mit bebenden Nasenflügeln stehen, sauge den Geruche des Opiums bis in die Spitzen meiner Lungen und lasse den Blick schweifen.» Muriel Scheu raucht mit 14 Jahren ihren ersten Joint und spritzt sich nur zwei Wochen darauf das erste Mal Heroin – und von diesem Moment an dominieren die Drogen ihr turbulentes Leben. Sie feiert mit Bob Marley, arbeitet für den Regisseur Peter Bogdanovich in Malaysia, teilt ihr Apartment mit den Toten Hosen, setzt Billy Idol seinen ersten Schuss und konsumiert jede verfügbare Droge, von Haschisch über Kokain bis hin zu Heroin. Muriel Scheu erzählt ohne Scham: von LSD-Trips in der Hitze Singapurs, von der Liebe mit einem Unbekannten in einer Opiumhöhle im malaysischen Dschungel, von den Höhen des Rausches und den Tiefen der Abhängigkeit – und vom qualvollen Entzug. Auch als sie längst ein bürgerliches Leben führt, bestimmt Heroin ihren Alltag. Erst nach Jahrzehnten schafft sie es, Abstand zu den Drogen zu bekommen.